Wald: Belastungen

Der Wald steht durch den Eintrag von Luftschadstoffen und wegen des Klimawandels unter chronischem Stress und wird dadurch anfälliger für akute Ereignisse wie Trockenheit, Stürme, Krankheiten und Schädlinge (z.B. Borkenkäfer). Die Holzmenge, die aufgrund von biotischen (z.B. Eschentriebsterben, Borkenkäferbefall) oder abiotischen (z.B. Sturm, Nassschnee) Ereignissen genutzt werden muss, nennt man Zwangsnutzung. Sie ist ein Mass für die Mortalität der Bäume und damit die Belastung des Waldes. Die Zunahme der abiotischen Schäden seit 2018 ist beispielsweise auf mehrere Stürme wie Burglind oder Folgeschäden der Sommertrockenheit 2018 zurückzuführen. Die durch abiotische Schäden gestressten Waldbestände sind auch anfälliger für biotische Schäden durch Pilze, Insekten und Viren. So hat beispielsweise die Russrindenkrankheit an Ahornen als Folge der Trockenheit sehr stark zugenommen. 

Auf den meisten Waldflächen ist der Stickstoffeintrag aus der Luft zu hoch. Gelangt übermässig viel Stickstoff in den Waldboden, reagiern die Bäume vorerst mit verstärktem Wachstum. Das führt allerdings zu einer unausgewogenen Ernährung, da andere wichtige Nährstoffe nicht im gleichen Mass aufgenommen werden. Stickstoff setzt aber auch den Wurzelpilzen (Mykorrhiza) zu. Durch die Schädigung dieser Pilze wird die Aufnahme wichtiger Nährstoffe vermindert, in erster Linie von Phosphor und das Baumwachstum gerät ins Stocken [1]. Stickstoff führt zudem zu einer Bodenversauerung, was die Wurzelbildung beeinträchtigt. Sie verlagert sich in den Oberboden, was die Bäume empfindlicher für Trockenstress und anfälliger für Windwurf macht [2]. Im Sommer greift zusätzlich hochkonzentriertes Ozon die Blattzellen an. Ozonbelastete Bäume können in ihren Blättern zwar viel Zucker und Stärke aufbauen, doch deren Verfrachtung in die Wurzeln ist stark gehemmt. So fehlt im Frühling die Kraft für das Wurzelwachstum.

Auch gebietsfremde invasive Neophyten gefährden den Wald. Durch den stetig zunehmenden und insbesondere durch den transkontinentalen Handel werden unsere Ökosysteme mit neuen Organismen konfrontiert. Seit Herbst 2011 wurde in der Schweiz beispielsweise der Asiatische Laubholzbockkäfer mehrmals nachgewiesen, auch in der Region Basel. Die eingeschleppte Art zerstört Laubhölzer und gilt als besonders gefährlicher Schädling.

Höhere Temperaturen und vor allem weniger Niederschläge im Sommerhalbjahr haben direkte Auswirkungen auf die Wälder. Einerseits wachsen künftig vermehrt Baumarten, die mit weniger Wasser und höheren Temperaturen auskommen. Andererseits erhöht sich insbesondere in bereits heute trockenen Regionen die Waldbrandgefahr. Anhaltende Feuerverbotszeiten wie im Sommer 2018 können die Folge sein.

Eine intensive Erholungsnutzung in Agglomerationsräumen und in Tourismusgebieten kann Auswirkungen auf die Waldverjüngung haben und damit auf die Waldentwicklung. Die Erholungsnutzung kann auch das Verhalten des Wildes beeinträchtigen. Örtlich kann der Erholungsdruck so stark sein, dass die natürliche Waldverjüngung gefährdet ist. Zudem wird das Wild durch Freizeitaktivitäten in entlegene Waldgebiete verdrängt, wo es durch den Verbiss der jungen Bäumchen den Fortbestand eines vielfältigen Waldes erschwert.

Wie stark der Nutzungsdruck auf den Wald ist, zeigt sich anhand von Rodungsgesuchen und Veranstaltungsbewilligungen. Bei den Rodungen geht es um die Quantität des Waldes, bei den Veranstaltungen um die Qualität.